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Institut für Physische Geographie, Freiburg

Rekonstruktion von Trockenheits- und Dürre-Ereignissen seit 1500

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Trockenheit zählt!

Spätestens seit dem Sommer 2003 ist klar, extreme Trockenperioden, Hitzewellen, Rekordtemperaturen, Niedrigwasser und damit verbundene Einschränkungen sind Phänomene, von welchen auch Baden-Württemberg betroffen ist. Für die letzten 200 Jahre können diese Ereignisse anhand instrumenteller Messungen von Niederschlag und Temperatur rekonstruiert werden. Risikoanalysen und Extremwertstatistiken gewinnen allerdings an Sicherheit, je mehr auch über weiter in der Vergangenheit liegende Zeiträume bekannt ist: Anhand von schriftlichen Dokumenten kann eine Rekonstruktion der Häufigkeit und des Ausmaßes von Trockenereignissen bis ins Jahr 1500 erfolgen, die zudem ein umfassendes Verständnis der Auswirkungen solcher Extremereignisse auf Mensch und Umwelt liefert.

Viele Daten und lange historische Reihen helfen bei der Einschätzung  

In der kollaborativen Forschungsumgebung www.tambora.org werden aus von Menschen geschaffenen schriftlichen und gegenständlichen Quellen (wie z.B. Chroniken, Niedrigwassermarken, Ernteberichte oder Zeitungsbeiträge) Originalzitate zu Wetter und Klima, Umweltereignissen und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und deren Reaktionsmechanismen gesammelt und zusammen mit bibliographischen Informationen, Orts- und Zeitangaben sowie einer klimatischen Kodierung gespeichert und für die interessierte Öffentlichkeit und Forschung zugänglich gemacht. In dieser Datensammlung liegen bereits zahlreiche Hinweise auf Trockenheit und Dürre im mitteleuropäischen Raum vor. Diese wurden mit knapp eintausend weiteren Hinweisen zu Trockenheit und Hitze für den Untersuchungsraum für den Zeitabschnitt von 1500 bis 2015 angereichert.

Für den Zeitraum des Übergangs von rein schriftlichen Witterungsbeschreibungen hin zu meteorologischen Messdaten seit dem Beginn des 19. Jh. wurden die in Baden-Württemberg und angrenzenden Regionen existierenden langen Messreihen recherchiert und gängige Dürre- und Trockenheitsindizes berechnet. So dient z.B. der international verwendete Standard Precipitation Index (SPI) als Maß für monatliche bis jährliche Niederschlagsanomalien. Er kann je nach untersuchter Zeitskala Hinweise auf meteorologische, hydrologische oder landwirtschaftlich relevante Dürren liefern. Als besonders extrem innerhalb der Instrumentenmessperiode wurden auf allen untersuchten Zeitskalen und an allen Standorten die meteorologischen Trockenphasen der Jahre 1783, 1834, 1842, 1898, 1920/21, 1949, 1970/71, 2003, 2011 und 2015 eingestuft.

Zukünftige Forschung

Zur Überprüfung der hermeneutisch abgeleiteten und aus instrumentellen Daten berechneten Trockenheitsindizes sollen regionale Dendroreihen herangezogen werden. Aus diesen natürlichen Proxydaten können trockenheitsspezifische Weiserjahre abgeleitet werden, die zur Cross-Validierung der oben genannten Daten genutzt werden können.

Gemeinsam mit den anderen Teilprojektgruppen soll für zukünftige Zeiträume das Auftreten von niederschlagsarmen Zeitabschnitten im Untersuchungsgebiet ermittelt und trockenheitsgefährdete Regionen identifiziert werden, so dass von Wasserknappheit betroffenen Sektoren, wie z.B. die Landwirtschaft, geeignete Vorsorgemaßnahmen getroffen werden können.